Denn Mama sein kann so verdammt einsam sein.
Man hält ein kleines Stück Paradies in seinen Armen. Man müsste eigentlich pures Glück dauerhaft fühlen. Aber das ist nicht so. Und man fühlt sich schlecht, weil es nicht so ist. Mama sein ist eine Achterbahnfahrt mit vielen Loopings. Mal überwältigt von einem Glücksgefühl das nicht von dieser Erde sein kann, so intensiv ist es und mal das Gefühl der absoluten Verzweiflung.
Denn Mama sein bedeutet auch eine Einsamkeit zu erleben in der man nie, aber auch wirklich NIE das Recht hat alleine zu sein. Man hat irgendwie aus unerklärlichen Gründen das Recht verloren sich Zeit für seine eigenen Gefühle zu nehmen.
Man hat das Recht verloren, sich auch nur für 5 Sekunden, nur auf sich zu konzentrieren.
Denn man ist immer in Alarmbereitschaft. Immer.
Jetzt kann ich allerdings nur für die ersten 17 Monate sprechen, denn so alt ist meine kleine Prinzessin jetzt, aber ich glaube kaum, dass ich irgendwann aufhören werde, mir Sorgen um sie zu machen.
Mama sein bedeutet, einem neuem Leben Hallo zu sagen!
Nicht nur diesem kleinen zuckersüßen Wesen in unseren Armen sondern auch, Hallo zu unserem neuen Leben.Ein Leben das vielleicht nicht hundert Prozentig so ist wie man sich das vorgestellt hat.Das Leben ist halt keine Serie oder Film, wo einem eine Putzfrau, eine Visagistin, ein Stilist, ein Kindermädchen und ein Life Coach hinterherlaufen, das Bankkonto sich automatisch füllt und der Tag 365 Stunden hat.Das Leben ist auch nicht mehr wie es vielleicht vor 50 Jahren mal war.Wo der Familienzusammenhalt enger war. Wo die Menschen mehr Kinder bekommen haben. Wo Familien zusammengewohnt haben. Wo Schwestern, Cousinen, Schwägerinnen, Mütter und Schwiegermütter die Tage zusammen verbracht haben. Das war bestimmt nicht rosig, bestimmt wurde viel gestritten, viel geklatscht und viel diskutiert. Aber bestimmt wurde auch viel gelacht, viel sich ausgetauscht und vor allem, es wurde alles zusammen gemacht. Man ist von einem Stadion im Leben, zusammen ins andere übergegangen.
Mama sein im 21. Jahrhundert
Man sitzt plötzlich da, als Mama. Eigentlich noch genau der gleiche Mensch, der man vor der Geburt war. Mit genau den gleichen Wünschen und Bedürfnissen. Aber alles ist anders. Und alles ist gleich. Und keiner versteht es. Man selbst auch nicht.
Vor nur neun Monaten, war für mich mit Freunden ausgehen selbstverständlich. Abends was trinken gehen. Schick machen. Stundenlang quatschten. Ins Kino gehen. Entspannt auf dem Sofa sitzen. Ein romantischer Abend mit meinem Mann.
Heute, sind schon eine halbe Stunde mit meinem Mann in der sie nicht Mama ruft oder aus ihrem Schlaf hochschreckt ein absoluter Luxus!
Na klar schläft sie, aber ich bin immer mit einem Ohr bei ihr.
Dabei will ich doch ganz entspannt auf dem Sofa sitzen, wirklich, aber ich kann es nicht. Noch nicht.
Und ich will auch wie früher stundenlang mit meinen Freundinnen telefonieren, nur irgendwie habe ich gerade nicht viel zu sagen. Ich will ja nicht zu dieser Nervensägen Mamas gehören die plötzlich nur noch von ihrem Kind reden.
Aber da ist im Moment nun mal nichts anderes.
Nur Sie. Meine ganze Welt.
Und um ehrlich zu sein, will ich zwar stundenlang zu hören wie es gestern Nacht in meiner eigentlichen Stammkneipe war, aber erstens bin ich ein bisschen neidisch, zweitens kann ich es einfach nicht mehr so wichtig finden, ob der Kerl jetzt zwei shots oder drei rüber geschickt hat und drittens kann ich mich einfach nicht mehr so lange konzentrieren.
Und das obwohl vor nicht mal zwei Jahren, ich die Königin der Analysen war. Wann hat er die Shots rüber geschickt, wie groß war die Zeitspanne zwischen den Shots? Hat er allen Mädels welche geschickt oder nur Dir? Mein jetziger Gedanke? Echt ist es soooo wichtig? Wenn er will kommt er schon wenn nicht dann halt nicht. Und ich finde es furchtbar, dass ich keine Geduld mehr habe.
Aber wenn man erst mal ein zahnendes Baby zu Hause hatte, dann ändern sich die Prioritäten irgendwie.
So beginnt der Teufelskreis. Man meldet sich seltener bei seinen besten Freunden.
Man hat keine Zeit zum Telefonieren, abends ist man zu müde.
Dann melden sich die Freunde seltener.
Und irgendwie, hat man sich so selber, ins Abseits befördert.
Trotzdem, oder gerade deshalb, fühlt man sich Einsam und unverstanden.
Ungerecht seinem Kind gegenüber. Denn man ist super glücklich.
Aber manchmal erwacht die Einsamkeit. Der Moment, wenn man sein altes Ich ganz furchtbar vermisst.
Na klar trifft man sich noch mit seinen besten Freundinnen. Aber halt nicht mehr so oft. Und wenn man sich trifft, dann muss es in einer Kinderfreundlichen Umgebung sein. Zu der Zeit wo gerade kein Mittagsschlaf ansteht, und vor der Bettzeit am Abend muss man auch wieder zu Hause sein.Tja und schon ist das Problem des Treffens perfekt.Und jeder der ein Kleinkind hat weiß, wie entspannt es ist, mit einer 2-jährigen Kaffeetrinken zu gehen.
Die kinderlose BFF sitzt leicht genervt und verkatert vor einem, guckt einen an als hätte sie einen dreifachen Orden verdient das sie um 11:00 Uhr morgens schon im Kaffee sitzt und schlürft langsam ihren Latte Macchiato. Man selbst will so gerne sitzen, steht aber um dem Kind immer wieder hinterher zu rennen, weil es ja nichts spannenderes als das Kind vom Nachbarstich oder den Hund auf der anderen Straßenseite gibt .
Also tut man so, als würde man ganz konzentriert den Schilderungen der BFF zu hören, nickt immer verständnisvoll und schüttet sich heißen Kaffee über die Finger weil Kaffee halten und Kind halten … funktioniert nicht immer. Nach gut einer Stunde sehen es alle ein, gehen lieber auf den Spielplatz und spielen mit dem Kind.
Ohne viel zu reden.
Und so werden die Treffen seltener.
Und so sitzt man manchmal ganz einsam in seinem Wohnzimmer und fragt sich
Wo bin ich.
Gibt es mich noch?
Ich will wieder Ich sein.
Und dann klingt aus dem Zimmer Mama… Mama?
Und Du weißt es wieder. Du bist der wichtigste Mensch auf der Welt für so ein kleines, zartes, sanftes Wesen. Und Du bist überglücklich. Und man kann nicht verstehen wie man noch vor einer Minute solche Gedanken haben konnte.
An alle Mamis da draußen, die sich vielleicht auch manchmal super einsam fühlen…
Es geht glaube ich den meisten von uns so. Und es ist normal. Denn auch wir müssen uns an die, wenn auch außergalaktisch wundervolle, neue Situation gewöhnen. Wir müssen erst lernen wie wir diese neue Rolle in unserem Leben spielen wollen. Man muss das Leben so leben wie es ist. Jeden guten Augenblick genießen, jeden schlechten Augenblick verarbeiten. Ich bin mir sicher, sobald wir uns in unserer neuen Rolle wiedergefunden haben werden, wird sie genauso aufregend und toll finden wie unsere Rolle davor. Das Leben ist eine Bühne! Denk über Deine Rolle nach, wie willst Du sein? Sobald Du Dir darüber im Klaren bist… spiel Deine Rolle perfekt!
Organisier Dir Dein Leben so, dass ihr alle glücklich seid!
Versuch Dir Zeit alleine mit Deinen Freundinnen zu nehmen. Auch wenn es nur einmal im Monat für ein paar Stunden ist. Vielleicht kann ein Familienmitglied auf Deinen kleinen Schatz aufpassen.
Nimm Dir Abends 5 Minuten Zeit, nur für Dich. Und wenn es nur dafür ist, Dir Nachtcreme aufzutragen.
Pflege Dich. Versuch Dir die Zeit zu nehmen. Lackier Deine Fingernägel, trage Parfum auf… es ist unglaublich wie anders man sich fühlt!
Finde ein Hobby das sich mit dem Leben mit einem Kleinkind kombinieren lässt.
Und wenn Du jemals ein schlechtes Gewissen hast, weil Du Dir Zeit für Dich genommen hast, weil Du Dein Kind kurz hast fernsehen lassen, oder Du einfach nichts tuend auf dem Sofa sitzt, obwohl sich der Abwasch in der Küche türmt, vergiss es!
Denk immer daran: Nur wenn DU glücklich bist, ist auch Dein Kind glücklich!
Also nimm Dir die 5 Minuten! Trink das Glas Wein, iss die Schokolade, ruhe dich aus wann immer es geht!
Happy wife, happy family!
Happy mom, happy universe!
Ich drück Euch alle!
xxx
Lilli
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